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Zeitreise Büderich

1800 - 50 v. Chr. - Ältere Metallzeit

Bronzezeit

Die Bronzezeit gliedert sich im Rheinland in die ältere und mittlere Bronzezeit von 1800 bis 1200 v. Chr sowie in die jüngere Bronzezeit von 1200 bis 750 v. Chr.

Aus der älteren und mittleren Bronzezeit sind am Niederrhein bislang nur wenige Funde bekannt geworden. Die Keramik dieser Zeit ist recht schlicht und somit schwer einzuordnen. Da es am Niederrhein keine Kupfer- und Zinnvorkommen gibt, setzte hier der Übergang von der Stein- zur Bronzezeit vergleichsweise spät bzw. langsamer als in anderen Regionen ein. Gerätschaften aus Bronze mussten aus weit entfernten Gebieten importiert werden.
Das wertvolle Metall wurde immer wieder eingeschmolzen und zu neuen Gegenständen geformt, später setzte auch der Handel mit Bronzebarren ein, die dann auch am Niederrhein weiterverarbeitet wurden.
Aus der frühen Bronzezeit sind nur wenige Siedlungs- und Grabfunde bekannt. Bei einer Flächengrabung in Veen wurden in einer Grube einige Gegenstände gefunden, die im Zusammenhang mit der nach der niederländischen Stadt Hilversum benannten Hilversum-Kultur stehen.1 Auch aus Diersfordt ist ein großes mittelbronzezeitliches Gräberfeld bekannt. In Hügelgräbern wurden Urnen mit Leichenbrand gefunden.2
Darüber hinaus sind im Lippemündungsraum und in den Rheinauen eine Reihe von nahezu unbenutzten Lanzenspitzen, Dolchen, Lappen- und Tüllenbeilen, Äxten, Schwertern sowie Schmuck gefunden worden, die vermutlich an Übergangsstellen der beiden Flüsse geopfert wurden.1 2

Bernsteinstraßen; Quelle: Baltisches Bernsteinmuseum

Auch wenn in unserem Bereich bislang keine eindeutigen Hinweise auf eine Siedlung gefunden wurden, so kann man doch bereits von einem Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege, die den Flüssen folgten, ausgehen. Im Bereich von Furten und Kreuzungen wichtiger Handelswege wiederum kann auch auf  Siedlungen geschlossen werden.2, 3 Funde as den benachbarten Niederlanden lassen auf große mehrfach unterteilte Häuser, auf Speicherbauten und kleinere Rundbauten schließen.
Auch wenn sich allmählich eine Gliederung der Bevölkerung herausgebildet haben dürfte, bildeten Ackerbau und Viehzucht nach wie vor die Lebensgrundlage. Angebaut wurden Gerste, Hirse, Ackerbohnen, Dinkel und andere Feldfrüchte. Auch wildwachsende Früchte, Kräuter und Hafer wurden genutzt.2

Die jüngere Bronzezeit wird auch als Urnenfelderzeit bezeichnet. Charakteristisch für diese Zeit ist einerseits der Bestattungsritus; die Verstorbenen wurden auf Scheiterhaufen verbrannt, die Beisetzung des Leichenbrandes erfolgte in Urnen. Andererseits wird die Zeit geprägt von typischen Bronze- und Keramikformen.

Kerbschnittgefäße der Niederrheinischen Grabhügelkultur
(jüngere Bronzezzeit, 1200-750 v. Chr.), Museum Burg Linn
Quelle: Wikipedia

Am Niederrhein sind aus dieser Zeit deutlich mehr Funde bekannt geworden als aus der älteren und mittleren Bronzezeit. Das lässt auf eine erhöhte Siedlungsdichte schließen.
Die Landschaft bekam durch die Siedlungszunahme im Bereich der Fließgewässer mehr und mehr einen Offenlandcharakter mit Vielhausgehöften und Einzelgehöften, mit mehreren Nebengebäuden.
Die lokale Tradition wurden Grabhügelfelder weiter belegt, darüber hinaus wurden auch Flachgräber mit Brandbestattungen angelegt. Die Urnen wurden aus organischem Material hergestellt, weitere Gefäße, Bronzeschmuck, sowie Utensilien zur Körperpflege wie Rasiermesser und Pinzetten wurden den Verstorbenen als Grabbeigaben mitgegeben.
Die Qualität und Variationsbreite der Tonkeramik stieg deutlich, besonders zu erwähnen sind geglättete Gefäße mit Kerbschnittmuster, wie sie in Brandgräbern bei Bönninghardt und in einem Einzelgrab in Wesel gefunden worden sind.1 2

Eisenzeit

Die Eisenzeit setzte ohne Brüche im 8. Jahrhundert v. Chr. ein. Nach wie vor bildeten Ackerbau und Viehzucht die wirtschaftliche Grundlage. Die bekannten Getreidesorten wurden auch weiterhin kultiviert. Ackergeräte aus Eisen ermöglichten jedoch eine Intensivierung der Landwirtschaft.
Inwieweit die reichen niederrheinische Raseneisenerzvorkommen zur Eisengewinnung genutzt wurden ist bisher nicht bekannt.
Weiterhin wurden die Toten in Form von Brandbestattungen zumeist in Urnen in Hügel- wie auch in Flachgräbern zwischen Hügelgräbern beigesetzt, wie das bereits erwähnte Gräberfeld in Veen zeigt.

In der Zeit zwischen 500 und 250 v. Chr. kam es offenbar zu einer Klimaverschlechterung mit einhergehendem Siedlungsrückgang. Kulturell wurde der Niederrhein nun verstärkt beeinflusst von der keltisch dominierten mittelrheinischen Hunsrück-Eifel-Kultur.
Denkbar ist, dass es in dieser Zeitphase, bedingt durch Vernässung und einer allgemeinen Verschlechterung des Klimas, zu einem Rückgang des Ackerbaus kam und verstärkt Viehzucht betrieben wurde.

Ab der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr., der mittleren Latènezeit, nahm die Siedlungstätigkeit am Niederrhein wieder zu. In dieser Zeit wurden auch die Beziehungen zum Mittelrhein weiter intensiviert. Die verstärkte Siedlungsaktivität wird belegt durch zahlreiche Funde in Form von Fibeln, Wagenbeschlägen, Gürtelhaken und verzierter Drehscheibenkeramik. Die Verstorbenen wurden nun fast ausschließlich in Flachgräbern beigesetzt.

Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. kam es offenbar zu Wanderungsbewegungen germanischer Stämme von Nordwestdeutschland und Westfalen zum Niederrhein und somit auch zu einem zunehmenden kulturellen Einfluss. Funde aus dem schon mehrfach erwähnten Gräberfeld bei Veen belegen aber auch die weiterhin bestehenden Verbindungen zu südlichen Kulturkreisen.
Aus dieser Zeit sind vom Niederrhein sowohl quadratische und rechteckicke Hausgrundrisse bekannt aber auch runde Speicherbauten und Erdmieten.

Während für die vorangegangene Zeit für die lokalen Bevölkerungsgruppen keine Namen überliefert sind, sind Benennungen für das letzte Jahrhundert v. Chr. möglich. So siedelte bis zum Beginn der römischen Herrschaft zur Mitte des Jahrhunderts in unserem Betrachtungsraum das keltisch-germanische Volk der Menapier, weiter südlich siedelten die keltischen Eburonen und rechtsrheinisch die germanischen Stämme der Sugambrer, Tenkterer und Usipeter.1 2

Marcus Abram
 

Mehr über die römische Herrschaft am linken Niederrhein lesen Sie im folgenden Kapitel.

Quellen:

  1. Detlef von Detten: Die Rheinaue Borth-Wallach. Genese einer Kulturlandschaft IN: Das Erbenbuch der Deichschau Borth-Wallach. Eine Landschaftsaufnahme von 1580, Selbstverlag des Kreisarchivs Wesel, 1994, S. 18-20
  2. Ursula Maier-Weber, Claus Weber: Urgeschichte und römische Zeit, IN: Wesel. Kleine Stadtgeschichte, Selbstverlag des Stadtarchiv Wesels, 2017, ISBN 978-3-924380-33-5, S. 17-27
  3. Elmar-Björn Krause: Die verkehrsgeographisvche Situation am Niederrhein in der Bronze- und Eisenzeit, IN: Duisburg und der untere Niederrhein zwischen Krefeld, Essen, Bottrop und Xanten - Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Band 21, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8062-0847-6, S. 52-54